Gewässerausbau

Per Definition umfasst der Gewässerausbau die Herstellung, die Beseitigung und die wesentliche Umgestaltung eines Gewässers oder seiner Ufer (§ 67 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz (WHG)). Der Gewässerausbau bedarf der Planfeststellung durch die zuständige Behörde; sofern keine Verpflichtung zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht, kann anstelle eines Planfeststellungsbeschlusses eine Plangenehmigung erteilt werden (§ 68 Abs. 2 WHG). Zuständig für diese Zulassung ist im Tätigkeitsbereich des Wasserverbandes regelmäßig die Untere Wasserbehörde des Rhein-Sieg-Kreises.

Mit seiner Pflicht zur Gewässerunterhaltung ist der Wasserverband Rhein-Sieg-Kreis nach Maßgabe des § 68 Landeswassergesetz (LWG) gleichzeitig verpflichtet, ein Gewässer auszubauen, soweit schädliche Gewässerveränderungen dies erfordern und ein Gewässer nicht den wasserwirtschaftlichen Anforderungen an den Hochwasserschutz oder an den gewünschten ökologischen Zustand entspricht.
Ausbaumaßnahmen erfolgen an den Gewässern des Wasserverbandes somit in der Regel mit der primären Zielsetzung der Verbesserung des Hochwasserschutzes, i.d.R. als technische Ausbaumaßnahmen, worunter auch der Bau von Deichen oder Hochwasserrückhaltebecken fallen kann.

Alternativ zielt der Ausbau auf die Renaturierung und ökologische Entwicklung stark veränderter und ausgebauter Gewässerabschnitte ab, wobei meist gleich-zeitig ein positiver Effekt für den Rückhalt von Hochwässern erzielt werden kann.

Wasserrahmenrichtlinie
Informationen über die Umsetzungsfahrpläne der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) finden Sie auf den Seiten der Bezirksregierung Köln sowie unter flussgebiete.nrw.

Erforderliche betriebliche Änderungen an den Hochwasserrückhaltebecken erfordern in der Regel ebenfalls die Durchführung von Planfeststellungs- und Plangenehmigungsverfahren.

Über Ausbaumaßnahmen, die sich in der Bauphase befinden, informiert der Wasserverband regelmäßig unter der Rubrik Aktuelles.

Wasserwirtschaftliche Informationszentrale

Die Wasserwirtschaftliche Informationszentrale (WIZ) befasst sich mit den nachfolgenden Aufgaben und ist als Servicebereich für die anderen technischen Sachgebiete unverzichtbar:

Geodaten und Kataster

Geoinformationssystem (GIS)

In den technischen Sachgebieten des Verbands erfordern viele Arbeitsprozesse die Arbeit mit Geodaten. Hierfür wird durch die betreffenden Mitarbeitenden ein Geografisches Informationssystem (GIS) genutzt. Die WIZ ist hier u.a. für die Beschaffung, Verarbeitung und die Pflege der zugrundeliegenden Softwarepakete, Geodaten und Projekt-Layouts zuständig. Darüber hinaus werden Analysemethoden und individuelle Lösungen für aufkommende Fragestellungen bereitgestellt.

Digitales Berichtswesen des Außendiensts

Tätigkeiten, Kontrollfahrten und Missstände an Gewässern werden durch den Außendienst mithilfe von GIS-Applikationen auf mobilen Endgeräten dokumentiert. Die erhobenen Daten werden automatisch zentral gesammelt, aufbereitet und zuständigen Sachgebieten in geeigneter Form im Desktop-GIS zur Verfügung gestellt. Neben der langfristigen Dokumentation wird somit auf effiziente Weise die Bewertung von Missständen und die zeitnahe Umsetzung von Abhilfemaßnahmen ermöglicht.

Gewässer- und Verrohrungskataster

Das Gewässer- und Verrohrungskataster befindet sich im Aufbau und enthält das Gewässernetz, Verrohrungen, Durchlässe, Rechenbauwerke und sonstige Anlagen an Gewässern in Zuständigkeit des Wasserverband. Für die präzise Verortung der Anlagen am Gewässer wird durch den Außendienst ein GNSS-Messgerät genutzt. Das Kataster dient u.a. als Datengrundlage für das Kontrollwesen und für GIS-Analysen zur Bewertung der hydraulischen Leistungsfähigkeit von Anlagen und von offenen Gewässerstrecken.

Hydrometrie

Anlagenüberwachung mit Echtzeitdaten

Hochwasserschutz-Anlagen des WV werden mit fernübertragender Messtechnik ausgerüstet, um ein aktuelles Lagebild über den Betriebszustand zu erhalten. Hierfür werden Messgeräte an den Anlagen installiert, die kontinuierlich relevante Parameter (z.B. Beckenfüllstand) erfassen und an das verbandseigene Messdatenmanagementsystem (MDMS) übertragen. Das MDMS ermöglicht die zentrale Sammlung, Weiterverarbeitung und Qualitätssicherung der Daten sowie das Absetzen automatischer Benachrichtigungen nach Überschreitung von definierten Schwellwerten.

Hydrologische Grundlagendaten

Zur Verbesserung der hydrologischen Datengrundlage (insbesondere Wasserstand, Abfluss, Niederschlag) im Verbandsgebiet wird ein hydrologisches Messnetz errichtet. Eine belastbare hydrologische Datengrundlage ist für eine wirkungsvolle und effiziente Bemessung wasserwirtschaftlicher Anlagen unverzichtbar. Neben den im Rahmen der Anlagenüberwachung erfassten Daten werden hier z.B. Gewässerpegel und Niederschlagmessstationen eingerichtet, deren Messdaten in hydronumerischen Modellen Verwendung finden.

Hydronumerik

Niederschlag-Abfluss-Modelle (NA-Modelle)

NA-Modelle dienen der virtuellen Abbildung relevanter hydrologischer Prozesse in einem Gewässereinzugsgebiet. Ziel ist hier häufig, für ein gegebenes Niederschlagsereignis die zugehörige Gebietsreaktion in Form der sich daraus ergebenden Abflussganglinie an bestimmten Punkten (sogenannte Modellknoten) zu berechnen. Durch Verwendung vieler langjährig gemessener Niederschlagsereignisse ist es möglich, die mit dem Modell berechneten Abflussganglinien (sog. Langzeitsimulation) extremwertstatistisch einzuordnen. Aus diesen gebietsbezogenen statistischen Einordnungen können schließlich Referenzwerte (z.B. HQ100) für wasserwirtschaftliche Planungs- und Bemessungsaufgaben ermittelt werden. Da es sich bei Modellen immer um eine stark vereinfachte Abbildung eines realen Einzugsgebiets bzw. der darin ablaufenden hydrologischen Prozesse handelt, sind Validierung und Kalibrierung eines solchen Modells mit Hilfe vor Ort erhobener Messdaten (Niederschlags- und Durchflussganglinien) für eine belastbare Modellgüte unerlässlich.

Hydrodynamisch-Numerische Modelle (HN-Modelle)

Hydrodynamisch-numerische Modelle dienen als ein oder zweidimensionale Modelle der virtuellen Abbildung der Strömungsverhältnisse in Fließgerinnen und auf Geländeoberflächen. Man erhält im Wesentlichen die sich einstellenden Wasserspiegellagen und Fließgeschwindigkeiten für gegebene Abflussereignisse.  Somit können z.B. Untersuchungen zur Leistungsfähigkeit bestimmter Gewässerabschnitte oder auch Variantenstudien im Zuge von Ausbauplanungen realisiert werden. Auch hier ist der Abgleich des Modells mit der Wirklichkeit in Form einer Kalibrierung und Validierung des Modells mit vor Ort erhobenen Messdaten (Wasserstand, Durchfluss) für belastbare Ergebnisse unverzichtbar.